In dieser Malerwerkstatt, in der unser wichtigster Maler - vorwiegend - für uns arbeitet, wird die Leinwand noch eigenhändig mit einem
Kreide-Leimgemisch grundiert. Andere Werkstätten verwenden inzwischen fast nur noch industriell vorgrundierte Leinwand.
Das folgende Foto zeigt, wie die Leinwand nach bereits erfolgter Grundierung mit einem Stein geschliffen und geglättet wird,
nachdem sie zuvor noch ein weiteres Mal mit Knochenleim bestrichen wurde. Durch dieses Verfahren wird eine ganz glatte, strukturlose, Maloberfläche erzielt. Die Leinwand wird ziemlich steif. Umso besser und feiner kann dann auf ihr gemalt werden.
Am Beispiel eines anderen Thangkas wird gezeigt, wie nach dem Einspannen nach und nach das gesamte Grundmuster des Motivs auf die Leinwand aufgetragen wird.
Das folgende Bild zeigt den Werdegang eines Goldgrund-Thangkas, wie es auch unser PH 9, der "Heilige Berg Kailash", einer ist.
Erst einmal wird wegen des dann "satteren" Farbtons eine weitere Grundierung in Ocker aufgebracht, an die sich dann die nächste aus reinem Gold anschließt.
Das sogenannte Thangka-Malgold wird traditionell von Angehörigen des Volkes der Newar in Nepal hergestellt. 24-karätiges Gold wird zu feinstem Puder verarbeitet,
welches mit einem Wasser-Knochenleimgemisch angerührt wird und damit malfertig ist. So kann tatsächlich auch mit Gold gemalt werden.
Das Gold auf Thangkas ist also kein Blattgold! Mit Silber kann ebenso verfahren werden. Denn der Berg Kailash auf unserer später vollendeten Malerei
(siehe unten) und die ihn umgebenden Berge sind nicht mit weißer Farbe, sondern mit Silber gemalt.
Das fast fertige Stück wurde bereits aus dem Holzrahmen geschnitten. Jetzt folgen nur noch Feinstarbeiten sowie die Goldverdichtung und die Versilberung des Kailash.
Der Kailash-Thangka ist inklusive des schwarzen Randes (der zugleich auch der Befestigung eines Brokatrahmens dienen kann) fertig gemalt. Lediglich das Gold der Goldgrundierung muss noch an den Stellen, wo es später glänzen soll, verdichtet werden.
Hier ist eine alte Kugelschreiberhülse zu sehen, in die ein besonders zurecht geschliffener Achat eingepasst wurde. Dieser Stein hat einen leicht
gewölbten "Rücken", mit dessen Hilfe Gold auf dem Thangka flächig verdichtet werden kann, sowie eine nicht scharfe Spitze, mit der das Gold
linienförmig verdichtet und damit glänzend gemacht werden kann.
So können durch das teilweise Verdichten bzw. Nicht-Verdichten fast dreidimensionale Effekte in der Malerei erzielt werden.
Ein herrlicher Glanz dieser Art bearbeiteten Goldes belohnt den Betrachter oder Meditierenden und gewährt einen außerordentlich ästhetischen Anblick.
Sehen Sie sich jetzt in unserer Webseite das fertige Stück an, auf dem jedoch leider nur etwas vom Goldglanz zu erkennen ist
(etwa in der Mitte bei der Figur des Chenrezig), da für das Foto zuviel Reflexion vermieden werden musste:
Thangka Kailash
Abschließende Bemerkung zu dem von uns verwendeten Artikel für "Thangka": Laut Auskunft eines Tibetologen kann jeder Artikel verwendet werden.
Wir sagen "der" Thangka, andere bevorzugen die Artikel "die" oder "das". Jeder Artikel kann verwendet werden!